Von Petra Grünendahl
Als früher die Löhne noch wöchentlich in bar ausgezahlt wurden (daher der Name „Lohntüte“), standen samstags oder – nach Einführung der 5-Tage-Woche – freitags die Frauen auch beim Kabelwerk Duisburg am Werkstor, um ihr Haushaltsgeld zu sichern. Mit dem, was sie ihren Ehemännern übrig ließen, gingen diese danach meistens in die nächste Kneipe. Auch die Gaststätte Theo Noy auf der Fischerstraße war angesichts der Nähe zum Werkstor ein beliebtes Ziel. Das Kabelwerk an der Wanheimer Straße, das zu besten Zeiten 2.000 Menschen Arbeit und Lohn gab, ist seit Ende 1996 Geschichte. Die Gaststätte Noy ging mit der letzten Pächterin im Frühjahr 2012 in den Ruhestand.
Die Gaststätte Theo Noy hatte Tradition in Wanheimerort. Das Haus an der Fischerstraße 7 (früher Hausnummer 13) war 1866 errichtet worden. Im Jahr 1931 kaufte es Theo Noy für 7.000 Reichsmark von der Scheidhauer und Giessing AG. Schon seit 1925 betrieb seine Frau Helene einen Rauchwarenhandel im Duisburger Hafen. Theo Noy beließ es allerdings nicht bei Rauchwaren, sondern besorgte, lagerte und verkaufte auch noch andere gut verkäufliche Dinge, so auch Getränke. 1939 beantragte Theo bei der Bauverwaltung im Stadthaus, ein Zwischenzimmer und ein Wasserklosett errichten zu dürfen. So wurde aus dem Rauchwarengeschäft mit Kantine eine Schankwirtschaft. Das im Krieg teilweise zerbombte Haus wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut (Bauantrag von 1945 mit Genehmigung von 1948 siehe unten).
Helene stirbt 1946. Zwei Wochen später wird Theo (auch „dä blaue“ oder „dä blaue Aap“ genannt) von der Militärregierung mit 50 Liter Schnaps, Pelzen, Stoffen und einer Pistole geschnappt, verhaftet und ein halbes Jahr eingesperrt. 1948 heiratete Theo Noy Dora Ott, geb. Schreeven, die ihre Tochter Gisela in die Familie mit einbrachte. Im gleichen Jahr genehmigte die Stadtverwaltung seine Anträge für ein Bauvorhaben zur Erweiterung der Schankwirtschaft, welches mit einem Darlehen der Brauerei König-Pilsener finanziert wurde. Das „Sälchen“ feierte im Frühjahr 1953 seine Eröffnung.
Tanzlokal und Treffpunkt britischer Soldaten
Über die Jahrzehnte entwickelte sich aus einer Kneipe über ein Lokal mit Brathähnchenverkauf nach einem erneuten Anbau 1966 ein bekannter Treff mit Live-Musik am Wochenende und Dora Noys guter Küche. In den 1970-er Jahren war die Gaststätte Tanzlokal und beliebter Treffpunkt britischer Soldaten der im Nachbarstadtteil Wanheim-Angerhausen gelegenen „Glamorgan Barracks“. Nach Doras Tod 1974 verpachtete Theo sein Lokal.

Das Tradtionslokal „Gaststätte Noy“ an der Fischerstraße kurz nach der Schliepung im April 2012. Foto: Petra Grünendahl.
Mittlerweile ist doch wieder Leben in der Bude
BSG Duisburg 1932 e.V.
Unser Vereinsheim befindet sich auf der Fischerstrasse 7 in Wanheimerort. … Nach einem halbjährigen Umbau der ehemaligen Gaststätte „Noy“ ist hier nun unser Domizil … [weiterlesen]
Der Westen: BSG Duisburg weilt neues Klubheim ein (WAZ vom 23. August 2014).
© 2015 Petra Grünendahl (Text)
Fotos: Petra Grünendahl (2), Birgit Hennig-Friebe (6)