Nie wieder Faschismus!
Von Petra Grünendahl
Stolpersteine mahnen: Still fordern sie auf, inne zu halten. Wer die Inschriften liest, wird an Menschen erinnert, die im Nationalsozialismus den Regierenden ein Dorn im Auge waren: Juden, politisch Andersdenkende, Gewerkschafter, Kirchenvertreter, Menschen, die sich gegen die Diktatur zur Wehr setzten und die von den Nazis als gefährlich eingestuft wurden. Drei dieser Stolpersteine gibt es auch in Wanheimerort: Vor den Häusern in den Bürgersteig eingelassen sind sie an der Erlenstraße 127a, Schmiedestraße 15 und Ginsterstraße 14. Diese Steine erinnern an Wilhelmine Struth, Heinrich Bachler und Michael Rodenstock.
Heinrich Bachler (1900 – 1944) war aus Ostpreußen ins Ruhrgebiet zugewandert, weil er hier Arbeit in der Fabrik finden wollte. Politisch war er in der KPD aktiv. Am Tag des Reichstagsbrandes, am 27. Februar 1933, wurde er in „Schutzhaft“ genommen. Die Nationalsozialisten deportierten ihn zunächst ins KZ Börgermoor im Emsland, später wurde er in andere KZs verlegt. Er starb an den Folgen der unmenschlichen Haftbedingungen am 14. Januar 1944.Sein Sohn Bruno engagierte sich im Widerstand bei den Edelweißpiraten. Nach seiner Gesellenprüfung als Dreher wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Dort verteilte er Flugblätter der Engländer im Umfeld der Kaserne, was zu seiner Internierung im KZ Buchenwald führte. In einer Strafkompanie an der Ostfront wurde er zum Minenräumen eingesetzt, bis er desertierte und sich nach Sachsen absetzte, wo er das Kriegsende abwartete. Er starb erst 2011 mit 87 Jahren. Michael Rodenstock (1885 – 1933) ist heute wohl der Präsenteste der drei Nazi-Opfer. Die Wanheimerorter SPD ehrt ihn seit 2009 mit dem Michael-Rodenstock-Haus am Posadowskiplatz, in dem sich die Büros des Ortsverbandes befinden. An der Ruhrorter Straße 11 erinnern vier Stühle an vier am 2. Mai 1933 dort im Keller des damaligen Gewerkschaftshauses ermordete Gewerkschafter: Julius Birck, Emil Rentmeister, Johann Schlösser und eben Michael Rodenstock. Außerdem ist ein Tagungsraum im DGB-Haus am Stapeltor nach dem ehemaligen Gewerkschaftssekretär benannt. Vor dem DGB-Haus erinnert ein Mahnmal an die vier Ermordeten.
Michael Rodenstock war Gewerkschafter, Distriktvorsitzender der SPD Wanheimerort und saß im Rat der Stadt Duisburg. Er war Vorsitzender des „Reichsbanners“ Duisburg und Mitbegründer des Kleingartenvereins Heimaterde. Wenige Wochen nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde er von Angehörigen der SA verschleppt, zusammen mit Gewerkschaftskollegen im Keller an der Ruhrorter Straße gefoltert und schließlich erschlagen. Die Leichen wurden im Hünxer Wald in Dinslaken verscharrt. Sie seien mit der Gewerkschaftskasse ins Ausland geflüchtet, verbreiteten die Nazis, um ihre Tat zu vertuschen. Im April 1934 fand man die Leichen, die anschließend auf dem Dinslakener Friedhof beigesetzt wurden.
Stolpersteine
Mehr über das Projekt Stolpersteine erfahren Sie hier: http://www.stolpersteine.eu/ und unter http://www.stolpersteine-online.com/.
In Duisburg koordiniert die Verlegung der Stolpersteine der Jugendring der Stadt Duisburg e.V., Claubergstr. 20-22, 47051 Duisburg, Telefon 0203 / 26246, eMail jugendring-duisburg@t-online.de, http://www.jugendringduisburg.de/.
© 2014 Petra Grünendahl (Text und Fotos)
Es ist eine Schande, dass die Partei „Die Rechte“ am 1. Mai 2019 durch die Rheintörchenstraße in Wanheimerort ziehen wird. Wir rufen alle Wanheimerorter auf, gegen diese Provokation zu protestieren und entsprechende Botschaften in die Fenster zu hängen. Die VVN-BdA Kreisvereinigung Duisburg wird ab 14 Uhr an die von den Nazis ermordeten Wanheimerorter durch eine Mahnwache in der Erlenstraße 127 a erinnern. Auf dem Hochfelder Markt wird auch ein buntes DemoKulturfest an diesem Tag stattfinden. Gemeinsam für ein lebenswertes, weltoffenes Duisburg!
Doris Michel
Kreissprecherin der VVN-BdA Duisburg